Hausgeräte Sammlung MASCHKE
Haushalt Museum
Neben den aktuellen Geräten in unserem Ladengeschäft, haben wir seit 1975 in unserem Keller, in 3 Räumen verteilt, eine Sammlung von Haushaltsgeräten aus den vergangenen 120 Jahren zusammengetragen.
Aber wie kommt nun jemand, der im normalen Leben neue Haushaltsgeräte der sogenannten „weißen Ware“ repariert und verkauft auf die Idee, dasselbe nur in alt zu sammeln? Darauf gibt es eine Antwort aus der Frühzeit der Firma: „Es tat uns halt immer weh, wenn ich ein über 20 Jahre altes Gerät eines Kunden entsorgen sollte, früher sagten wir allerdings wegschmeißen dazu. Und so sammelten sich in einer Ecke der Werkstatt immer mehr chromblitzende alte Waschmaschinen und Kühlschränke an. Auch konnte man mittlerweile feststellen, daß die Auszubildenden von Mikroelektronik immer besser Bescheid wußten, aber eine mechanische Programmsteuerung einer Waschmaschine nicht mehr verstanden.“
Um diesen Zustand abzuschalten wollte man zunächst nur die funktionsinteressanten Teile aus den Geräten ausbauen und den Berufsschullehrern zur Verfügung stellen. Als dann aber irgendwann in der Werkstatt kein Platz mehr zum Arbeiten war, mußten die Schmuckstücke in einer Ecke im Keller verschwinden. In dieser Ecke entstand dann bald durch Teppich und frisch getünchte Wände der erste Raum für die Hausgeräte – Sammlung, denn zum einfachen Ausbeinen waren unseren Sammlern, Bernd und Jörg Maschke, die angesammelten Stücke einfach viel zu schade.
Wir versuchen beim Aufbau der Sammlung die gleiche Bandbreite an Geräten abzudecken die wir in unserem Geschäft auch an Neugeräten führen. Das bedeutet, man findet vom aufziehbaren Rasierapparat aus den 30igern über Bügeleisen mit Kohle-, Wechselstein-, Petroleum- und natürlich Elektrobeheizung bis zur kompletten Einbauküche aus den frühen 60iger Jahren alles was den Begriff Haushaltsgerät trägt.
In einer besonderen Ecke wird mit Hilfe der Elektroinnung Hildesheim-Alfeld versucht den Beruf des Elektrikers in seiner Frühzeit in einer kleinen Werkstatt darzustellen. Dazu gehören natürlich Sicherheitsriemen zum Arbeiten an Holz-Strommasten, eine Marmorverteilung und alte Werkzeuge zum Biegen der sogenannten Kulerohre.
Beim Zusammentragen der seltenen Stücke half immer wieder das Interesse an Oldtimer-Fahrzeugen mit. So brachte unser Interesse am Mercedes 300, auch „Adenauer-Mercedes“ genannt, und an der Person Conrad Adenauers auf die Spur eines besonderen Buchs über die Erfindungen des Altbundeskanzlers. Der Kölner Oberbürgermeister, der nach seiner Außeramtsetzung 1933 ohne Aufgabe dastand, erfand mit Hingabe Kleinigkeiten des täglichen Bedarfs. So geht auf seine Erfindertätigkeit eine frühe Form des Expresskochers zurück, er versah einen Wasserkessel direkt mit einer dafür angefertigten Kochplatte, so daß diese an der Steckdose angeschlossen extrem schnell Wasser zum Kochen bringen konnte. Mehrere Versionen stehen natürlich in Maschkes – Sammlung. Aber es fehlt auch nicht eine weitere in dem Buch abgebildete Erfindung, das beleuchtete Stopf-Eis, welches in den späten 30iger Jahren von der AEG produziert wurde. Es ermöglicht, so die alte Anleitung: „…In den heutigen Zeiten ein frühzeitiges Aufarbeiten von Strümpfen und Kleidung…“.
Um den jeweiligen Zeitgeist besonders gut zeigen zu können, stehen in Hildesheim in der Sammlung auch drei komplette Küchen aufgebaut.
Die Eine aus dem Jahre 1927 stammt von dem Onkel eines Schulfreundes von Bernd Maschke aus Berlin Pankow.
Die zweite Küche, Baujahr 1935, stammt von dem Landsitz einer Baronin aus unserem Einzugsgebiet. Als Bernd Maschke noch nicht selbständig war und für die AEG im Kundendienst tätig war, wurde er 1972 zu dem damals schon alten Elektroherd der Baronin gerufen. Da für diesen alten Standherd keine Ersatzteile mehr lieferbar waren, rüstete er den Herd auf neuere Platten und einen neuen 7-Takt Schalter um. Das hatte zur Folge, daß die Beschriftung nicht mehr stimmte, die Einstellung über den neuen Schalter war genau anders herum als beim Originalteil. Kurzerhand wurde mit Leukoplast umbeschriftet. Die Baronin notierte die Telefonnummer des Monteurs in ihr Haushaltsbuch mit dem Zusatz: „Elektroherd Maschke anrufen!“ Genau dieser Eintrag veranlaßte die Nachlaßverwalter der Baronin unter der immer noch aktuellen Telefonnummer in Hildesheim anzurufen. Sie gingen davon aus, daß der Herd nur geliehen war und nun an die Fa. Maschke zurückgegeben werden müsse, dadie alte Dame leider verstorben worden war. Kurzerhand kaufte Bernd Maschke den Rest der Küche samt Sitz-Spüle (eine Abwaschspüle die so tief in einem Tisch montiert ist, daß man nur im sitzen abspülen kann).
In der dritten Küche erwartet uns ein echtes Highlight, eine der ersten Einbauküchen, die in Deutschland Anfang der 60iger Jahre verkauft wurde. Einige Lösungen überzeugen auch heute noch. So kann man den Hochbaubackofen, der über eine doppelte Tür verfügt, zum Kontrollieren des Backergebnisses entweder komplett öffnen oder aber, bei empfindlichen Speisen drückt man den Griff leicht nach unten, öffnet die geschlossene Vortür und schaut durch das Schutzfenster in den Backraum. Zum besseren Erkennen kann natürlich Licht im Backraum angeschaltet werden, es ist also nicht wie heute meist noch üblich während des ganzen Backvorgangs eingeschaltet und verbraucht zusätzliche Energie. Der Kühlschrank ist in einer auch heute noch üblichen 88iger Einbaunische so eingebaut, daß man ohne sich zu bücken leicht an die gelagerten Speisen kommen kann.
Die meisten der zusammengetragenen Stücke sind Geschenke von Kunden, die durch Berichte in der lokalen Presse, im Rundfunk und im Fernsehen auf N3 (drittes Programm des Norddeutschen Rundfunks) von der Sammelleidenschaft der Familie Maschke erfahren haben. Nur noch in ganz seltenen Fällen können wir uns nicht zurückhalten und erstehen das ein oder andere schon lange gesuchte Stück.Der Reiz für uns besteht vor allem im Erhalten von historischen technischen Lösungen, die teilweise auch heute noch überzeugen können, wie zum Beispiel die Kleinstküche von Neff (Bj.1965), die auf 60 Zentimeter Breite einen Kühlschrank mit Einsterne-Fach, einen eingebauten Zweiplattenkocher und ein Waschbecken mit Durchlauferhitzer bietet. Das wäre für die heutigen Single-Haushalte die optimale Lösung, sie wird allerdings seit 1971 nicht mehr angeboten.
Aber auch profane Dinge des Haushalts haben ihren Platz. Waschbretter aus Glas für die Feinwäsche und sogar ein spezielles Eimer-Waschbrett aus der ehemaligen DDR, erstanden Ostern 1987 für den damals fälligen Zwangsumtausch, werden neben Waschkessel und Waschzuber gezeigt.
Um die Schaumbildung im Waschzuber zu beschleunigen ersannen findige Köpfe schon Anfang des 20ten Jahrhunderts sogenannte Waschstöcke. Mit ihnen wurde Luft in das Wasser gedrückt und man hatte sehr schnell viel Schaum im Zuber. Leider macht nicht der Schaum, sondern nur die Lauge die dreckige Wäsche sauber, aber die Idee verkaufte sich so gut, daß Mitte der 50iger die Idee noch mal vermarktet wurde, diesmal elektrisch betrieben und an der Haustür verkauft, das ganze ohne Rückgabemöglichkeit.
Ähnlich wurden die Leute auch mit den „chinesischen Waschkugeln“ an der Haustür überzeugt. In deren Anleitung steht, daß man nachdem man Wasser, Seifenpulver und die Wäsche eingefüllt hat die Trommel mit der mitgelieferten Handkurbel immer abwechselnd sechsmal nach links und siebenmal nach rechts drehen soll. Der Sinn dieser ungleichmäßigen Drehanzahl ist mir bis heute verborgen geblieben. Die Waschkugeln, die in der Sammlung stehen haben sich allerdings sehr gut als Lostrommeln auf Veranstaltungen in und um Hildesheim bewährt.
Aber nicht nur solche vermeintlichen Haushaltshelfer werden im Bereich Waschen gezeigt, sondern auch die ersten halbautomatischen Waschmaschinen mit Holzbottich und Handantrieb, weiter geht es über Geräte mit Wasserdruckantrieb, die für einen Waschgang ca. 750 Liter Wasser allein für den Antrieb verbrauchten. Es folgen Modelle mit Elektromotoren die ihre Kraft per Transmession an das Waschgerät weitergeben, die Revesierbewegung muß dabei durch umlegen des Riemens bewirkt werden. Das gezeigte Gerät stammt aus dem ehemaligen Nachlaß der Firma Hanomag in Hannover. Keinesfalls fehlen dürfen die Geräte der Nachkriegszeit, die innerhalb weniger Jahre das Waschbrett in unserem Land aus vielen Haushalten vertrieben. Und dann kam 1951 von der Firma Constructa der erste Waschvollautomat, der endlich die Waschmaschine mit der Schleuder in einem Gerät verband und die Wäsche brauchte nicht mehr zum schleudern umgepackt werden.
Für viele Besucher/innen ist natürlich der Bereich Kleingeräte besonders interessant, da man bei diesen Geräten eine besondere stilistische Freiheit der Produktgestalter erkennen kann. So wird in den 20iger und 30iger Jahren mit den neuen Werkstoffen experimentiert und man erkennt die 50iger Jahren am großzügigen Einsatz von Chrom, während die späten 60iger schon die Sicherheitsfarben der 70iger Jahre vorwegnehmen.Die Sammlung wird durch Utensilien der gezeigten Epochen aufgelockert und durch ein Archiv mit alten Gerätelisten der Gerätehersteller ergänzt.
Neugierig auf alte Haushaltsgeräte geworden?
Vielleicht haben Sie Glück und können an einer Besichtigung der Sammlung nach Absprache mit Jörg Maschke in kleinen Gruppen (max. 10 Personen) nach Vereinbarung teilnehmen. Für die Führung wird keine Gebühr genommen, aber alte interessante Geräte sind als Mitbringsel sehr gerne gesehen.